Frühe Fehler sind besser als späte Fehler. Das gilt auch für die Usability: Nutzungsprobleme, die bereits in der Prototyp-Phase entdeckt werden, lassen sich deutlich schneller und kostengünstiger beheben als Fehler, die erst nach der Programmierung oder dem Live-Gang gefunden werden. In diesem Beitrag nennen wir daher ein paar Best-Practices für Usability-Tests von Prototypen und decken Fallstricke auf, die es zu vermeiden gilt.

Vorweg sei gesagt, dass Prototypen am besten in moderierten Remote-UX-Tests getestet werden sollten. Vor allem frühe Prototypen, z.B. Wireframes, sind oft erklärungsbedürftig und funktionieren noch nicht so intuitiv wie Live-Websites und -Apps. Erfahrene Moderator:innen können dies auffangen, ohne die Testpersonen zu beeinflussen.

Was du neben Prototypen noch alles in Usability-Tests testen kannst, erfährst du in unserem Webinar “Hacking UX: Advanced UX-Testing“. Unter anderem erklären wir dort, wie Tagebuchstudien und Card-Sortings funktionieren.

Der Ablauf von Usability-Tests mit Prototypen

Den Testpersonen Zugangsdaten zur Verfügung stellen – Oft ist es sinnvoll, Prototypen im Web mit einem Passwortschutz zu versehen. Gib den Testpersonen daher in der ersten Aufgabe Zugangsdaten, um auf den Prototyp zugreifen zu können.

Prototyp an den Haupt-Use-Cases ausrichten – Um eine gute Basis für die Optimierung des Prototyps zu schaffen, sollte er die Haupt-Use-Cases abdecken und darauf optimiert sein. Diese müssen sich in den Aufgaben des Usability-Tests widerspiegeln. Sprich: Es müssen nicht alle Links klickbar sein, sondern nur die wichtigsten Links.

Am wichtigsten: Richtige Verlinkungen im Prototyp

Prototypen, deren Verlinkungen in Sackgassen oder aus dem Prototyp herausleiten, führen dazu, dass du keine aufschlussreichen Ergebnisse erhältst und der Aufwand umsonst war. Die Nutzer verlieren die Orientierung oder landen auf den falschen Seiten und müssen den Test daher abbrechen. Diese Orientierungsverluste beeinträchtigen die Testergebnisse und sind unnötig, wenn sie aufgrund unsorgfältiger Verlinkung des Prototyps entstanden sind. Hier Tipps zur optimalen Verlinkung:

Konsistente und logische Links setzen – Alle Links müssen in sich logisch und konsistent sein, um Testpersonen nicht zu verwirren. Wenn das Logo auf einer Seite zur Homepage verlinkt, sollte es das auf allen anderen Seiten auch tun. Genau so sollten Links in der Navigationsleiste die Testpersonen immer zur gleichen Seite führen.

Nicht aus dem Prototyp heraus linken – Vor allem bei Usability-Tests, die nicht moderiert werden, sollten keine Verlinkungen aus dem Prototyp herausführen, z.B. zu einer bereits fertigen Webseite. Dies würde das Risiko bergen, dass die Testpersonen nicht wieder zum Prototyp zurückfinden.

Nur notwendige Links – Bei unmoderierten Usability-Tests gibt es niemanden, der die Testpersonen wieder auf den richtigen Weg leitet, wenn sie sich in der Linkstruktur verlaufen. Deshalb sollte der Prototyp bei dieser Art von Tests im Idealfall nur Links beinhalten, die für den Test auch wirklich benötigt werden.

Fragen, was die Testpersonen hinter nicht-klickbaren Links erwarten würden – Auch wenn in einem Prototyp noch nicht alle Links funktionieren, kannst du die Testpersonen fragen, was sie hinter diesen Links erwarten würden. So testest du, ob die Erwartung/das Verständnis mit deiner Absicht übereinstimmt.

Wie die Nutzer instruieren? – Best-Practices

Auf unfertige Website/App hinweisen – Die Testpersonen sollten auf jeden Fall zu Beginn des Tests instruiert werden, dass es sich um eine unfertige Website/App handelt. Das Wort ‚Prototyp‘ könnte dabei zu unklar sein. Ohne diesen Hinweis behandeln und bewerten die Testpersonen die Website/App wie ein fertiges Produkt.

Fokus der Testpersonen steuern – Instruieren Sie die Testpersonen, worauf sie achten sollen und was sie missachten können. Geht es in dem Test z.B. um die Navigation, sollten die Testerpersonen wissen, dass sie ihr Hauptaugenmerk darauf legen sollen und das Design noch vernachlässigen können.

Prototypen-Usability-Tests - Nutzerführung

Die Testpersonen brauchen klare Instruktionen

Tipp:

Nicht notwendige Elemente ausblenden – Manche Prototyping-Programme hinterlassen Bedienelemente im Prototyp (Dialogboxen, Inhaltsverzeichnis), die für die Testpersonen verwirrend und ablenkend sind. Diese Elemente lassen sich ausblenden, was allerdings häufig vergessen wird.

Prototypen mobiler Websites und Apps testen

Einsatz auf möglichst vielen Geräten ermöglichen – Bei RapidUsertests testen die Testpersonen von zu Hause auf ihren eigenen Geräten, was die Tests besonders realistisch macht. Das bedeutet aber auch, dass sie auf einer Vielzahl verschiedener Geräte durchgeführt werden und der Prototyp auf so vielen verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen funktionieren sollte.

Der App-Name muss Vertrauen erwecken – Sollen sich die Nutzer eine unfertige App herunterladen, sollte der Name der APK-Datei bzw. des Prototyps vertrauenswürdig sein. Sonst werden die Testpersonen skeptisch und werden nicht an dem Usability-Test teilnehmen wollen.

iOS-Prototypen müssen im App-Developer-Tool veröffentlicht werden – Dieser Veröffentlichungsprozess dauert in den meisten Fällen einige Tage und muss in den Test-Zeitplan eingeplant werden.

App-Prototypen sollten sich wie Apps anfühlen – Wird der App-Prototyp über den Browser aufgerufen, können die Testpersonen sich die Seite auf dem Startbildschirm anzeigen lassen („add to home screen“), damit sie das Look-and-feel einer App bekommen. Hierzu müssen die entsprechenden Instruktionen gegeben werden.

Usability-Tests mit Wireframes

Wireframes auf jeden Fall moderiert testen – Wireframes sind eine sehr rohe Form von Prototypen. Sie haben oft nur wenig Content und sehen ohne das Design sehr abstrakt aus. Dadurch sind sie oft nicht selbsterklärend und von den Testpersonen wird ein hohes Abstraktionsvermögen verlangt. Es ist daher empfehlenswert, einen moderierten Remote-Usability-Test mit einer erfahrenen Moderatorin oder einem erfahrenen Moderator durchzuführen, die/der bei Verständnisproblemen eingreifen kann.

Prototypen-Usability-Tests - Wireframes

Wireframe-Tests mit Crowd-Usability-Tests – Entscheidest du dich doch für einen Wireframe-Test mit Crowd-Usability-Tests, wie RapidUsertests, gilt es Folgendes zu beachten:

  • Selbsterklärende Gestaltung – Der Wireframe muss so selbsterklärend wie möglich sein, um die Testpersonen auch ohne Moderator:in durch den Prototyp leiten zu können.
  • Sinnhaften Content liefern – Die Testpersonen brauchen konkrete Inhalte, um sich im Prototyp zurechtzufinden. Lorem-Ipsum-Text und andere Platzhalter sollten vermieden werden.
  • Testpersonen instruieren – Um die Testpersonen in das richtige Mindset zu versetzen, sollten sie vor dem Test darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine Website/App im Anfangsstadium handelt und worauf sie ihren Fokus beim Test legen sollen bzw. dass sie nicht das Design bewerten sollen.

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Unser Wireframing-Kit für Adobe XD macht dich zum Prototyping-Superstar! Im Handumdrehen setzt du die Erkenntnisse aus deinen RapidUsertests als Wireframes um und kannst direkt in den nächsten Test starten.

Das Kit beinhaltet unter anderem:

  • Menü- und Navigationselemente
  • unterschiedliche Button-Stile und sonstige Calls-to-Action
  • Interaktionselemente wie Slider und Switches

Gründe gegen Crowd-Usability-Tests mit klickbaren PDFs

Von unmoderierten Tests klickbarer PDF-Prototypen raten wir aus folgenden Gründen ab:

PDF-Prototypen sind scrollbar – Dies kann den Nutzerfluss behindern und lässt den Test an Realitätsnähe verlieren.

PDF-Prototypen sind unberechenbar – Links in PDF-Prototypen sind unberechenbarer als bei anderen Prototyp-Arten. So passiert es zum Beispiel öfter, dass man unbeabsichtigt zur Mitte der verlinkten Seite springt.

Tests, die von geschulten Moderator:innen geleitet werden, können jedoch auch mit klickbaren PDFs durchgeführt werden.

Konkrete Tipps, wie du RapidUsertests für die Tests deiner Prototypen verwenden kannst, geben wir dir hier: Prototypen-Tests mit RapidUsertests

 

Bist du unsicher, wie man die richtigen Testfragen und Szenarien formuliert?

In unserem Leitfaden findest du Tipps und Tricks zur Formulierung der passenden Testfragen: Leitfaden herunterladen

Können wir dich bei deinen Prototypen-Tests unterstützen?

Stine Rüger
Customer-Success-Managerin

030 / 555 747 987
(Mo bis Fr von 9 bis 18 Uhr)

Über den Autor

Sophie Krüger

Marketing-Managerin bei RapidUsertests

Sophie Krüger hat Medienkommunikation mit Schwerpunkt Medienpsychologie studiert. Sie verantwortet unsere Kundenkommunikation und schreibt über alles rund um die Agentur.

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