Seit geraumer Zeit bieten wir euch mit RapidUsertests einen Online-Service, mit dem der Bildschirminhalt eines typischen Nutzers bei der Verwendung von Websites oder Web-Anwendungen aufgezeichnet wird.
Die so entstandenen Videos, sogenannte Screencasts, zeigen dabei das Surf- und Klickverhalten eines Nutzers. Meist wird gleichzeitig noch die Stimme aufgezeichnet. Aus dem sichtbaren Surfverhalten und den laut ausgesprochenen Gedanken der Nutzer lassen sich viele Informationen und Erkenntnisse über das tatsächliche Nutzungsverhalten ableiten.
Fragen, die durch Screencasts beantwortet werden können, sind unter anderem:

  • Wie wird die Website vom Nutzer wahrgenommen und verstanden?
  • Was gefällt bzw. missfällt den Nutzern?
  • Welche Inhalte oder Funktionen werden übersehen bzw. nicht verwendet?

Doch es gibt viele weitere sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten für Screencasts. Heute zeigen wir euch 6 Wege auf, wie ihr Screencasts in eurem Alltag als Webseiten- oder Web-Agentur-Betreiber für euch nutzen könnt. Darunter dürften einige Anwendungsmöglichkeiten sein, an die ihr vielleicht noch nicht gedacht hattet:

  1. Die Usability der eigenen Seite prüfen
  2. Das Verhalten von Nutzern auf Konkurrenzseiten beobachten
  3. Ideen zur Conversion Rate Optimierung generieren
  4. Das eigene Team/den Chef von der Wichtigkeit bestimmter Themen überzeugen
  5. Screencasts zur Kundenakquise verwenden
  6. Qualitative A|B-Tests der eigenen Website durchführen

Als Anmerkung: Alle hier aufgelisteten Nutzungswege sind von unseren Kunden bzw. Partnern in der Praxis erprobt worden.

1. Die Usability der eigenen Seite prüfen

Dies ist wohl die offensichtlichste Anwendungsmöglichkeit von Screencasts: Einem echten, unvoreingenommenen Nutzer bei der Verwendung der eigenen Website zuzusehen und zuzuhören ist meist ein echter Augen-Öffner. Wer kann von sich schon behaupten, dass er genau weiß, wie sich ein typischer Nutzer auf der eigenen Seite verhält? Und vor allem: warum dieser sich so verhält, wie er es tut? Screencasts geben euch direkte Antworten auf diese ‚Warum‘-Fragen, und helfen damit, die Daten und Zahlen des Web-Trackings richtig und sinnvoll zu interpretieren.
Ein Beispiel: Von Google Analytics (oder dem Web-Tracking Service eures Vertrauens) wisst ihr, dass eure Website-Besucher überdurchschnittlich lange auf eurer Preise-Seite verweilen. Doch warum ist dies so? Ist es, weil sie die Preisstaffelung nicht verstehen? Ist es, weil sie die Inhalte der Seite so interessant finden, dass sie lieber nochmal alles im Detail durchlesen möchten? Oder können sich die Nutzer nicht von dem charmanten Foto eurer Support-Mitarbeiterin lösen? Mithilfe eines Screencast-Usability-Tests erhaltet ihr Antworten auf diese Fragen.

2. Das Verhalten von Nutzern auf Konkurrenzseiten beobachten

Noch spannender als Nutzern bei der Verwendung der eigenen Seite zuzusehen, ist es, Nutzern bei der Verwendung von Konkurrenz-Anbietern über die Schulter zu schauen. Wolltet ihr nicht immer schon mal wissen, wie die Landingpage eines Konkurrenz-Anbieters auf potenzielle Kunden wirkt? Sucht ihr nach Möglichkeiten, euch entscheidend von einem Wettbewerber hervorzuheben? Screencasts geben euch Einsichten, was die Konkurrenz gut macht, und was weniger gut.
Anmerkung: Da ihr genau wisst, mit welcher Zielgruppe und welchen Anwendungsfällen ihr es zu tun habt (ihr seid ja im selben Zielgruppen-Sektor tätig), könnt ihr einfach und unkompliziert passende Aufgaben und User für die Teilnahme am Screencast-Check auswählen.

3. Ideen zur Conversion Rate Optimierung generieren

Um sinnvolles AB-Testing zu betreiben, ist es wichtig, viele Ideen und Ansätze gegeneinander zu testen und aus der Vielzahl der Möglichkeiten letzendlich die beste Kombination zu bestimmen. Doch was tut man, wenn die eigenen Ideen und Einfälle zur Website-Optimierung an ihre Grenzen stoßen, und ‚einfach nichts neues mehr dazu kommen will‘? Die Antwort lautet: Man fragt seine eigenen Nutzer. Mit explorativen, offen angelegten Screencast-Tests könnt ihr sehr gut Ideen geniereren, auf die man selbst nicht ohne weiteres gekommen wäre. Fragen Sie z.B.: „Was würden Sie auf der Landing-Page eines Anbieters von X erwarten?“ „Was ist für Sie der größte Mehrwert bzw. Vorteil unseres Services?“ Die Antworten der Nutzer können euch weitere Denkanstöße geben, welche Slogans ihr noch testen könnt bzw. wie ihr eine Landingpage gestalten könntet.

4. Das eigene Team/den Chef von der Wichtigkeit bestimmter Themen überzeugen

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – genauso ist es mit Screencasts. Ein Beispiel: Stellt Euch vor, ihr zeigt eurem Team (oder eurem Chef) Screencasts von Nutzern, die alle den Login-button zur Anmeldung auf eurer Website gar nicht oder nur nach langem Suchen finden. Alle eure Kollegen werden dann verstehen (bzw.“EIN-sehen“), dass dies ein wirkliches Problem ist. Spart euch langwierige Diskussionen und Argumentationen, und lasst die Nutzer und deren Verhalten für euch sprechen.

5. Screencasts zur Kundenakquise verwenden

Stellt euch vor, ihr betreibt eine Web-Agentur. Eurer Job ist es unter anderem, Webseitenbetreiber davon zu überzeugen, dass a) es Schwachstellen und Optimierungspotenzial auf seiner Website gibt, und b) ihr in der Lage seid, die Website des Kunden beträchtlich zu verbessern. Stellt euch vor, ihr tretet nun an einen potenziellen Kunden heran. Ihr zeigt diesem Screencasts, auf dem hilflose, verwirrte und frustrierte User zu sehen sind, die sich mit der Website des Kunden unnötig ‚abmühen‘. Nun folgt in der Bildschirmaufzeichnung noch ein Kommentar eines Nutzers: „…Also das ist mir jetzt leider zu kompliziert, ich glaube, an dieser Stelle würde ich die Seite verlassen…“. Der Kunde wird sich anschließend schwertun mit der Behauptung, seine Website „sei doch eigentlich perfekt“ und müsste nicht weiter optimiert werden. Nun müsst ihr nur noch Ideen entwickeln, wie man seine Website verbessern könnte – und ein neuer Kunde ist gewonnen.

6. Qualitative A|B-Tests der eigenen Website durchführen

Quantitative AB-Tests gehören seit geraumer Zeit in das Standard-Portfolio der Conversion-Rate Optimierung. Doch nach einem erfolgreichen, multivariaten AB-Test wisst ihr nur so viel: die eine Version performt besser als die andere. Was ihr nicht genau wisst, ist warum sie besser performt, und ob es nicht immer noch Aspekte gibt, die an der „besseren“ Version verbesserungswürdig wären. Beides könnt ihr jedoch mithilfe eines qualitativen AB-Screencast-Test näher untersuchen. Ihr erhaltet zu jeder Unterseite, die für euch und die gewünschte Conversion wichtig ist, unmittelbares Feedback der Nutzer, und könnt anhand von diesem Feedback eure Seite mittels weiterer AB-Tests iterieren und optimieren.

Fazit: Ein Tool, 1000 Anwendungen

Screencasts sind ein vielseitiges Tool, was euch bei vielen Problemen und Arbeitsschritten im Alltag eines Webseitenbtreibers oder Web-Agentur-Inhabers unterstützen kann. Ob zum besseren Verständnis der eigenen Kunden, zur Konkurrenz-Analyse, als Hilfsmittel bei der Akquise oder zur Gewinnung von neuen Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Website: Screencasts sind ein einfaches und preiswertes Tool, um dies zu ermöglichen. Zudem ist die Beauftragung von Screencasts wenig zeitaufwendig, auf Abruf verfügbar und liefert häufig schon nach wenigen Stunden erste Ergebnisse.
Jetzt seid ihr dran! Berichtet uns von euren Erfahrungen: wozu verwendet ihr Screencasts? An welche verrückten oder fantastischen Nutzungsszenarien haben wir noch nicht gedacht?

Über den Autor

Team Userlutions

UX-Specialists bei Userlutions

Das interdisziplinare Team von Userlutions besteht aus Psychologen, Interface-Designern sowie Kognitions-, Kommunikations- und Sozialwissenschaftlern. Im Rahmen unseres regelmäßigen Wissensaustauschs diskutieren wir verschiedenste Themen rund um User-Experience und Usability. Interessante Ergebnisse aus diesen Gesprächen veröffentlichen wir daher als "Userlutions Team"

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