In Design-Fachkreisen erhält das horizontale Scrollen aktuell viel Aufmerksamkeit. So konnte Deutsche See (http://www.deutschesee.de/) mit ihrer Website einen Design-Award gewinnen. Die Website setzt auf den meisten Seiten vollständig auf die Scroll-Bewegung von links nach rechts.

Stärken des horizontalen Scrollens

Auf mobilen Geräten mit Touchfunktion spielt horizontales Scrollen seine große Stärke aus. Im Gegensatz zur Mouse-Navigation ist das horizontale Wischen mit dem Finger eine effiziente und intuitive Geste, mit der schnell und gefühlvoll im Content navigiert werden kann.
Weitere Vorteile des horizontalen Scrollens

  • So lange das Interaktionsprinzip nicht weit verbreitet ist, kann es Markenwebsites zu Einzigartigkeit und Charakter verhelfen.
  • Es ermöglicht eine bildgewaltige Wirkung und ist stark darin, Inhalte visuell und großflächig zu inszenieren.
  • Es ist intuitiv auf Touch-Screens bedienbar.
  • Es erleichtert einfaches Stöbern und fördert Inspiration.

Schwächen des horizontalen Scrollens

Horizontales Scrollen fällt Nutzern in Usability-Tests eher negativ auf. Sie sind es gewohnt, im Web von oben nach unten zu scrollen. So testete kürzlich eine Internetbank eine Aktien-Übersichtstabelle, die horizontales Scrolling einsetzte. 3 von 7 Testern bemerkten den horizontalen Scroll-Balken erst gegen Ende des Tests. Bis dahin hatten sie einen Großteil der Informationen gar nicht beachtet.
Weitere Nachteile des horizontalen Scrollens

  • Es ist ungewohnt für viele Nutzer und wird oft übersehen.
  • Es kann Orientierungslosigkeit verursachen, weil den Nutzern wechselnde Navigationspunkte fehlen.
  • Die Kombination von vertikalem und horizontalem Scrollen kann verwirren, da es mehr als eine Bewegungsrichtung gibt.
  • Websites wirken überladen.
  • Der Content ist weniger effizient zu erschließen, da mehrfach geklickt werden muss und nicht mit dem Maus-Rad gescrollt werden kann (dabei ist diese Umsetzung auch möglich).
  • Es ist aufgrund des begrenzten Platzes nicht für die Darstellung umfangreicher Textmengen geeignet.

Positive und negative Beispiele von horizontalem Scrollen

Auf der Website von Metadesign wird das bereits angesprochene Problem des Orientierungsverlusts bei der Kombination von horizontaler und vertikaler Scroll-Richtung deutlich. Als Nutzer ist es schwer zu erkennen, wann horizontal gescrollt werden kann. Die Seite wirkt außerdem durch die verschiedenen Scroll-Abschnitte überladen und unübersichtlich.
Horizontales Scrollen Screenshot metadesign

Bildgewaltig, aber unübersichtlich. Informationen gehen verloren und der Nutzer wird von den Reizen erdrückt.

Die bildgewaltige, fast schon magazin- und galerieartige Wirkung wird vor allem auf Portfolio-Seiten deutlich. Die Künstlerin Stephanie Tartelin inszeniert Ihre Werke auf diese Weise. Sie nutzt außerdem keine Navigationspfeile, sondern das Scrolling funktioniert auch über das Mausrad. Der Nutzer kann sich dadurch viel leichter durch die Galerie bewegen.
horizontales scrollen Screenshot Stephanie Tartelin

Mehrere Bilder können gleichzeitig großformatig dargestellt werden – ein Vorteil von horizontalem Scrollen

Fazit – Mehrwert hängt vom Use-Case ab

Die Verwendung horizontalen Scrollens hängt ganz vom Use-Case ab. Für Portfolios, Brand-Seiten und auf mobilen Geräten kann es sinnvoll sein, doch den meisten Websites raten wir vom Einsatz ab, da es bei den Nutzern zu Verwirrung und Orientierungslosigkeit führen kann.
Wie ist Ihre Meinung:
Kennen Sie positive oder negative Beispiele horizontalen Scrollens? Würden Sie den Einsatz auf Ihrer Website in Erwägung ziehen?

Über den Autor

Sophie Krüger

Marketing-Managerin bei RapidUsertests

Sophie Krüger hat Medienkommunikation mit Schwerpunkt Medienpsychologie studiert. Sie verantwortet unsere Kundenkommunikation und schreibt über alles rund um die Agentur.

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